Dein Einstieg in die Springgymnastik
Ein Gastbeitrag von Jenny Dal
Teil 1: Galopp-Cavaletti an der Longe
Du möchtest die gymnastizierende Arbeit mit Cavaletti und kleinen Hindernissen in euer Training einbauen oder hast sogar Ambitionen für richtiges Springtraining und weißt aber nicht, wie du anfangen sollst? Dann habe ich genau die richtigen Tipps und Übungen für dich und dein Pferd.
Ist dein Pferd noch unerfahren, sollte die Arbeit mit Stangen und Cavaletti grundsätzlich erst an der Longe ohne Reiter erarbeitet werden. Dein Pferd kann sich so ganz auf sich konzentrieren und du kannst es dabei beobachten und sehen, was ihm eher schwerer oder leichter fällt.
Einige der wichtigsten Faktoren in Bezug auf Cavaletti- und Springtraining sind Vertrauen und Sicherheit. Nur wenn dein Pferd kleinschrittig an die Aufgaben herangeführt wird, kannst du sicherstellen, dass es Vertrauen bekommt diese Aufgabe zu meistern. Nur so können wir die Losgelassenheit entwickeln. Ein Pferd auf gut Glück über ein Cavaletti hüpfen zu lassen, ohne Vorbereitung, kann je nach Talent des Pferdes gut gehen, aber genauso schnell kann es auch in die falsche Richtung umschlagen: Das Pferd wird unsicher, verkrampft sich über dem Sprung und jeglicher gymnastizierenden Effekt geht verloren. Nur eine losgelassene Muskulatur kann aktiv durch An- und Abspannen arbeiten und somit wachsen.
Deswegen ist die erste Voraussetzung das gelassene Schreiten und Traben über einzelne oder mehrere Stangen. Außerdem sollte das Pferd sich in allen drei Grundgangarten longieren lassen, Übergänge über Stimmkommando beherrschen und eine zumindest antrainierte Rumpftragemuskulatur verfügen.
Wenn du mehr über den Rumpftrageapparat wissen möchtest, dann kannst du das hier lesen.
Nun aber zum praktischen Teil der Sprunggymnastik mit deinem Pferd
Du brauchst erst mal nur eine Stange, Planke oder Dualgasse. Stangen am Boden bergen generell die Gefahr des Drauftretens und Wegrollens, vor allem wenn die Pferde noch unroutiniert sind, und können sich so verletzen. Deshalb arbeite ich am liebsten mit Gassen aus Schaumstoff.
Als erste Übung soll dein Pferd lernen, über dieser Schaumstoffgasse anzugaloppieren. Da ich das Longieren über Galoppcavaletti prinzipiell aus dem Trab erarbeite, um dem Pferd die Sicherheit des korrekten Absprungs zu gebe und so einen gleichmäßigen Sprungablauf zu garantieren, ist dies die Voraussetzung für alles Weitere. Damit dein Pferd über dieser Gasse angaloppiert, muss es zunächst wissen, dass du dies vorhast, denn auch wenn du daran denkst, bekommt dein Pferd dies nicht zwangsläufig mit. Das heißt, wir benötigen:
- Ein Vorbereitungssignal spätestens 2 Pferdelängen vor der Gasse
- Zu Anfang noch das Galoppsignal 1 Pferdelänge vor der Gasse
Ja, vielleicht etwas übertrieben, da es sich ja erst mal nur um das Angaloppieren handelt. Doch wir wollen unser Pferd zum Mitdenken anregen und ihm die Chance geben, sich je nach Aufgabe selbstständig vorzubereiten. Dies bedeutet, dass es nicht stumpf auf das Galoppsignal wartet, sondern später in der Lage ist sein Angaloppieren je nach Situation anzupassen. Wenn nur eine Gasse da liegt, kann es ganz normal darüber angaloppieren. Stehen nun jedoch 3 Galoppcavaletti hinter der Gasse, dann muss es beim Angaloppieren bereits energischer anspringen und die Hinterbeine weiter unter den Körper bringen, dabei wird es eventuell den Moment des Angaloppierens etwas früher wählen, um Platz zum Cavaletti zu bekommen.
So fördern wir die Eigeninitiative und die Mitarbeit des Pferdes, ohne die es beim Springen nicht funktioniert. Welche Form der Vorbereitung du wählst, bleibt dir überlassen, es sollte sich jedoch von allen anderen Signalen abheben und rein für die Springgymnastik, also das Angaloppieren über einer Gasse genutzt werden.
Ich benutze beispielsweise das Stimmsignal (Achtung Luxemburgisch) “Oppassen“ mit dem Namen des Pferdes davor. Also übersetzt “Quirly, oppassen“ bedeutet also Aufpassen für meine Stute Quirly. Aber wie gesagt grundsätzlich ist das Signal egal, es könnte sogar ein spezielles Gerte-wedeln sein, Hauptsache man bleibt konsequent bei diesem Signal.
Troubleshooting und weiterer Aufbau der Übung
Wir bereiten das Pferd nun zwei Pferdelängen vor der Gasse vor und geben eine Pferdelänge vorher das Galoppsignal. Im besten Falle wird das Pferd prompt angaloppieren, aber dies klappt in den wenigsten Fällen, also nicht sofort verzweifeln. Wenn das Pferd immer zu spät angaloppiert, also erst nach der Gasse, dann versuche dein Kommando etwas früher zu geben und umgekehrt galoppiert es zu früh, versuche erst später das Galoppsignal zu geben.
Oft haben die Pferde leichte Koordinationsschwierigkeiten und sind verunsichert durch die neue Aufgabenstellung, dann hilft es dein Pferd erst mal neben der Gasse normal angaloppieren zu lassen. Wenn dies genau auf Höhe der Gasse funktioniert, kannst du es mit dem gleichen Ablauf in der nächsten Runde noch mal über der Gasse probieren. Ganz wichtig, sobald dein Pferd es schafft darüber anzugaloppieren, lobe es ausgiebig und belasse es für dieses erste Mal dabei.
Du kannst diese Übung immer wieder ins Longentraining einbauen, bis dein Pferd ganz routiniert nur durchs Vorbereitungssignal schon selbstständig über der Gasse angaloppiert. Gibst du kein Signal sollte dein Pferd gelassen darüber Schreiten oder Traben, je nachdem in welcher Gangart es sich befindet.
Wenn dieser Schritt nun routiniert funktioniert kann man in einem Abstand von ca. 2,50 m, je nach Größe der Galloppade des Pferdes, eine weitere Gasse hinlegen. Der Ablauf bleibt gleich, das Pferd soll über der ersten Gasse, per Vorbereitungssignal, angaloppieren und galoppiert automatisch über die zweite Gasse weiter. Wichtig ist der passende Abstand, angepasst an die Galoppade des Pferdes.
So lernt das Pferd kleinschrittig die erste Übung beizubehalten, egal, was hinter dieser Gasse aufgebaut wird.
Jetzt kommen die Cavalettis ins Spiel
Wenn auch dieser Schritt routiniert funktioniert, kann man die zweite Gasse durch ein kleines Cavaletti ersetzen. Die erste Gasse wird somit namentlich zur Vorlegegasse. Die Vorlegegasse muss immer vor den Galoppcavaletti liegen, deswegen muss sie bei einem Handwechsel umgelegt werden.
Der Ablauf bleibt wiederum der gleiche, das Pferd galoppiert über der Vorlegegasse an und springt danach über das Cavaletti. Nun kann man die Reihe mit 1 – 2 Cavaletti erweitern, welche mit einem Abstand von 2,5 – 3 m zu den anderen Cavaletti aufgebaut werden. Da dein Pferd aus dem Trab angaloppiert, bleibt die Vorlegegasse bei ca. 2,5 m Abstand zum ersten Cavaletti.
Beginne erst mit einer sehr kleinen Höhe und steigere sehr kleinschrittig die Anforderungen mit der Anzahl und der Höhe der Cavaletti. Aufbaumöglichkeit mit 2 Cavaletti:
Wenn du Unsicherheiten bei deinem Pferd bemerkst, es die Arbeit verweigert oder die Cavaletti umwirft, dann sind die Anforderungen vielleicht noch zu hoch oder die Arbeitseinheit zu lang. Gehe in dem Fall immer wieder ein bis mehrere Schritte zurück.
Baue Zirkel, Volten und Übertreten in dein Training mit ein, um den gymnastizierenden Effekt noch zu vergrößern und für mehr Abwechslung zu sorgen. Je nach Ausbildungsstand kann man noch Trabstangen oder Schrittstangen an verschiedenen Stellen in der Halle aufbauen und diese mit verschiedenen Linien und Übergängen kombinieren. Lass deinen Ideen freien Lauf, denn Monotonie stumpft ab.
Im 2. Teil (folgt) zeige ich dir, wie du dir das Springen vom Sattel aus erarbeiten kannst.
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